Benzinrasenmäher
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- Kategorie: Wehner Allgemein
- Veröffentlicht am Freitag, 22. August 2014 22:13
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Die ersten Rasenmäher waren Spindelmäher, später setzten sich Sichelmäher wegen ihrer einfacheren Konstruktion durch. Und auch heute noch ist die Konstruktion von Benzinrasenmähern mit einem Sichelmesser äußerst simpel und dominiert den deutschen Markt: Über eine vertikale Welle wird das Messer direkt angetrieben. Das Messer läuft damit so schnell wie der Motor dreht.
Bei den heute meist verwendeten Drehzahlen beim Benzinrasenmäher von 2.8oo bis 3.ooo Umdrehungen pro Minute und Motorleistungen in der Größenordnung ab 3 kW entstehen damit enorme Fliehkräfte an den Messerenden: Diese Kraft ist für den Grasschnitt entscheidend und sorgt dafür, dass auch stumpfe Messer noch akzeptable Schnittergebnisse liefern. Im Übrigen schneiden überhaupt nur die äußersten Zentimeter eines Rasenmähermessers.
Das Messer: der Schliff macht's
Stumpfe Messer schlagen den Grashalm nur ab und fransen ihn in der Spitze aus: Der Grashalm heilt die Verletzungen zwischen zwei Schnitten. Erkennbar ist diese Wundheilung an braunen Spitzen am Grashalm, die je nach glattem oder fransigem Schnitt größer oder kleiner ausfallen und damit auch entscheidend das Aussehen von Rasenflächen beeinflussen [siehe umfassend: Rasenpflege].
Empfehlenswert ist deshalb ein jährlicher, fachgerechter Schliff des Rasenmähermessers: Der Messerschliff sollte nur von einem Fachmann ausgeführt werden, der über entsprechendes Spezialgerät verfügt. Denn ungleichmäßiges Schleifen führt zu einer Unwucht, die - ähnlich wie bei einem Autoreifen - ausgeglichen werden muss. Geschieht dies nicht, kommt es zur ungleichmäßigen Verteilung der Fliehkräfte, was letztlich Auswirkungen auf die Welle und damit auf die Laufleistung des Motors hat.
Die Decksfrage
Der Motor ist die teuerste, das Rasenmäherdeck die zweitteuerste Komponente eines Benzinrasenmähers: Als Materialien für die Decks kommen Aluminium, Stahl und Kunststoff in Betracht. Für alle drei gilt dasselbe: Sie müssen die strengen gesetzlichen Kriterien zum Schutz des Anwenders, etwa vor umher fliegenden Teilen, erfüllen, sonst dürfen sie nicht in den Verkauf gebracht werden. Dabei sind die Prüfverfahren fast brutaler als die Wirklichkeit.
Ein paar Beispiele: In ein laufendes Rasenmähermesser werden von unten Stahlkugeln eingeschossen. Oder es werden in das laufende Messer feststehende Stahlstäbe geschoben, um zu testen, ob das Messer oder das Gehäuse brechen oder reißen. So ist sichergestellt, dass alle Decksmaterialien höchstmögliche Sicherheit garantieren.
Der Verkäuferhinweis auf eine bestimmte Besonderheit eines Decks sollte deshalb kein entscheidendes Verkaufskriterium sein: Aber die Materialfrage schlägt sich sehr wohl im Preis nieder. Stahl lässt sich relativ schnell und einfach in jede Form pressen, Aluminium und Kunststoff müssen aufwendiger und gekonnter gegossen werden, um die gleiche Stabilität zu gewährleisten.
Die Motoren
Neben der Typenvielfalt der Benzinrasenmäher ist auch die Vielfalt an zur Verfügung stehenden Motoren für motorisierte Gartengeräte - sie werden Industriemotoren genannt - enorm: Die Hersteller kommen dabei aus fast allen Teilen der Welt und haben bekannte, klangvolle Namen. Hier eine Auswahl von fast 'reinen' Motorherstellern: Acme, Bombardier Rotax, Briggs and Stratton, Honda, Iseki, Kawasaki, Kohler, Kubota, Lombardini, Mitsubishi oder Tecumseh.
Auf den Billigstgeräten kommen neuerdings verstärkt Motoren aus fernöstlicher Produktion zum Einsatz: Erfahrungen mit diesen Antriebseinheiten liegen noch nicht viele vor. Ihr Problem liegt derzeit auf jeden Fall im Service- und Ersatzteilbereich. Beides ist in weiten Bereichen nicht gesichert. Wer wissen will, woher oder wer den Motor seines Rasenmähers gebaut hat, informiert sich auf dem Typenschild am Motor. Laut Gesetz muss dort der Hersteller genannt werden.
Im beinharten Wettbewerb dieser vielen etablierten Anbieter kann sich niemand 'schlechte' Motoren leisten: Die Qualitäten der heutigen Rasenmähermotoren liegen so hoch, dass sie - normale und fachgerechte Nutzung vorausgesetzt - von einem privaten Anwender auch in zehn Jahren nicht 'totzukriegen' sind. Bei den No-names fehlen noch entsprechende Erfahrungswerte was Standzeiten und Reparaturverhalten angeht.
Dabei hat der Viertaktmotor heute ein eindeutiges Übergewicht gegenüber dem Zweitaktmotor erlangt: Der Zweitakter wird heute bei Rasenmähern fast nur noch auf Maschinen für den professionellen Einsatz, in extrem steilem Gelände oder auf Luftkissenmähern eingesetzt. Die Domäne des Zweitakters sind derzeit aber noch die handgetragenen, motorisierten Geräte, wie Motorsäge, Motorsense oder Laubbläser, obwohl sich auch dort 4-Takter durchzusetzen scheinen.
Der Wandel hat vor allem mit den gestiegenen Umweltschutzanforderungen zu tun: Der US-Bundesstaat Kalifornien war der Vorreiter für äußerst strenge Abgasvorschriften, die anfangs nur vom Viertaktmotor erfüllbar schienen. Diese Vorschriften sind in den Carb-Bestimmungen niedergelegt. Die Europäer haben wieder einmal eigene Regeln aufgestellt, die auch schon in Kraft getreten sind. Um die Einhaltung dieser Vorschriften müssen sich aber weder der Handel noch die Käufer kümmern. Hier ist allein der Hersteller gefordert.
Mit dem technischen Fortschritt sind aber auch bei den Zweitaktern erstaunliche Erfolge bei der Reduzierung von Abgasen zu verzeichnen: Darauf gehen wir dann bei den entsprechenden Gerätegruppen ein. Im Bereich Benzinrasenmäher ist derzeit keine Renaissance des Zweitakters erkennbar, so dass wir uns bei unserem Thema 'Rasenmäher' fast ausschließlich auf Viertaktmotoren beziehen.
Lärm
Ein wichtiges Argument gegen Benzinrasenmäher ist ihr Geräuschpegel, obwohl die gesetzlichen Bestimmungen bei den neuen Geräten heute ohne Einschränkungen erfüllt werden: Bis 5o cm Schnittbreite darf ein maximaler Wert von 96 dB[A] erreicht werden. Einige bringen es auf 93 dB[A] und sind damit nur halb so laut. Das liegt am logarithmischen Verhalten des Geräuschpegels. Zwei gleich hohe Lärmquellen erhöhen oder reduzieren sich immer um 3 dB[A]. Das bedeutet, dass zwei Benzinrasenmäher mit 93 dB[A] so laut sind wie einer mit 96 db[A].
Qualität bestimmt den Preis
Die Preisunterschiede beim Benzinrasenmäher sind enorm: Der Einstieg beginnt schon bei deutlich unter 2oo Euro und reicht bis zur Marke von 1.5oo Euro und im Profibereich weit darüber. Die Preisdifferenzen sind berechtigt und liegen wie immer in den verwendeten Materialien, der Fertigungstechnik und natürlich den Ausstattungsvarianten. Den größten Einfluss auf den Preis eines Rasenmähers haben, wie bereits ausgeführt, der Motor und das Material des Mähdecks. Dann folgen der Grasfangsack, die Räder, die Konstruktion des Holmes und die Schnitthöhenverstellung.
Großen Einfluss im praktischen Einsatz haben die Verwindungssteifheit des Holmes, die Ausführung der Räder auf den Geradeauslauf sowie die Ein- und Aushängung des Grasfangkorbes: Hier lässt sich mit einer höheren Investition einiges an Arbeit, Zeit und Kraft sparen. Der Unterschied zwischen den Preisklassen wird aber nur im direkten Vergleich deutlich. Deshalb kann der wichtigste Rat immer nur lauten: Vor dem Kauf verschiedene Varianten, Mähbreiten und Ausführungen selbst in die Hand nehmen, und alle starten, mähen, testen und vergleichen!
Katalysatoren
Ein interessanter Ansatz, der sich aber vor allem aus Kostengründen bisher nicht durchsetzen konnte, sind spezielle Katalysatoren für Rasenmäher: Sie funktionieren genau wie in einem Auto, haben aber auch die gleichen Einschränkungen. Der Verbraucher ist bisher jedoch nicht bereit, bei einem Rasenmäher für die Umwelt höhere Anschaffungskosten in Kauf zu nehmen. Aufgrund der geringen, weiter zurückgehenden Stückzahlen brauchen wir auf diese Technik nicht näher eingehen.
Elektrostart oder mechanische Starthilfen
Der elektrische Starter kann dagegen eine echte Hilfe sein: Über eine kleine Batterie wird der Motor durch einfaches Schlüsseldrehen gestartet. Der Elektrostart ist deshalb vor allem für Frauen empfehlenswert. Heute werden auslaufsichere und wartungsfreie Batterien verwendet. Beim Kauf eines Rasenmähers mit Elektrostart sollte dem Verkäufer trotzdem immer die Frage nach der Wartung und Pflege sowie nach der Qualität und der Verwendung des Ladegerätes gestellt werden.
Zur Pflege der Batterie sei nur dies kurz erwähnt: Sie sollten voll geladen und in einem frostfreien Raum in den Winter gehen. Da sich auch nicht benutzte Batterien langsam entladen, ist ein Permanentladegerät empfehlenswert, an das die Batterie auch längere Zeit angeschlossen bleiben kann, ohne Schaden zu nehmen oder zu viel Strom zu verbrauchen. Auch in der Art wie geladen wird oder im Zeitraum, in dem der volle Ladezustand erreicht wird, unterscheiden sich die am Markt befindlichen Ladegeräte deutlich. Das Thema 'Batteriepflege' ist so umfangreich, dass wir ihm einen gesonderten Teil widmen.
Aktuell geht die Nachfrage nach Rasenmähern mit Elektrostarter zurück: Das liegt an den neuen Motorengenerationen, die weitaus leichter zu starten sind als ihre Vorgänger. Dekompressionsventile, verbesserte Seilführungen, optimierte Herstellungsmethoden, andere Vergaser, Zündkerzen und vieles andere mehr machen heute das Starten fast zu einem Kinderspiel.
Vor einigen Jahren entwickelte Briggs and Stratton mit Touch-N-Mow eine intelligente neue Startlösung: Eine vorgespannte Feder liefert soviel Energie, dass der Rasenmähermotor zuverlässig startet. Läuft der Motor dann selbstständig, spannt er wiederum die Feder, damit sie für den nächsten Startvorgang zur Verfügung steht. Dabei bleibt die Feder permanent und zeitlich unbegrenzt gespannt, eben bis sie wieder den Motor starten soll. Sonstige Wartung oder Einschränkungen im Winter kennt diese Technik nicht. Außer der, dass wegen der hohen Spannkräfte im Gehäuse nur ein unterwiesener Fachmann Wartungs- und Reparaturarbeiten an der Einheit ausführen sollte. Verschiedene Hersteller bauen heute Motoren mit dieser Technologie auf, verwenden aber einen eigenen Namen. Die Technik dahinter ist aber immer vergleichbar.
Radantrieb
Rasenmäher mit Radantrieb sind echte Renner: Es gibt sie mit einer angetriebenen Achse oder in Allradausführung. Es sollen im Profibereich sogar schon Rasenmäher mit Rückwärtsgang gesehen worden sein. Die Fahrgeschwindigkeiten werden über einen oder auch bis zu fünf Gängen geregelt, deren Geschwindigkeiten fest stehen, oder durch eine stufenlose Geschwindigkeitswahl. Sie lässt sich präzise an das eigene Schritttempo anpassen. Ob man mit der festen oder mit der variablen Geschwindigkeit besser zurechtkommt, hängt viel vom eigenen Anspruch an den Rasenmäher ab. Eine flexible Geschwindigkeitssteuerung über den Bügel ist eine neue Variante. Wie immer, sollte man sich Varianten in der Praxis vorführen lassen oder besser noch: selbst ausprobieren.
Der überwiegende Anteil der Antriebe arbeitet über die Hinterachse: Mit einem guten Grund. Beim Befüllen des Grasfangkorbes wird die Vorderachse entlastet, die Hinterachse jedoch belastet. Der Druck auf die Hinterachse verstärkt somit die Durchzugskraft des Antriebes. Ein wichtiger Punkt auch für den Einsatz von Radantriebmähern in hängigem Gelände.
Ein paar Spezialitäten
Einige Hersteller führen Rasenmäher im Programm, bei denen vor dem Messer eine mit speziell geformten Haken besetzte, zuschaltbare Walze arbeitet, die Moos und Unkraut entfernt. Die Zinken kämmen praktisch den Rasen durch und Entfernen dabei Moos und Unkräuter, ohne zu vertikutieren.
Seit Ende 2004 sind so genannte Lenkmäher auf dem Markt [1, 2]: Sie sollen das Manövrieren um Bäume oder auf kleiner Fläche vereinfachen.
Interessant ist ein Ansatz, der Platz sparen hilft [3]: Auch hier bietet ein Hersteller einen Benzinrasenmähertyp an. Dieser Mäher wird nach der Arbeit senkrecht in der Garage abgestellt, der Holm eingeklappt. Das Auslaufen des Benzins in der Senkrechten verhindert ein spezieller Tankverschluss.
Bereits zwei Konzepte basieren auf einer Klappe, die den Zugang zum Grasfangkorb reguliert: Das macht in Verbindung mit speziellen Mulchmessern aus dem Rasenmäher einen Fänger und/oder Mulcher. Je nach Einstellung der Klappe landet das geschnittene Gras/Laub komplett im Fangbehälter oder ein bestimmter Teil wandert als Mulch sofort wieder in die Grasnarbe zurück. Dort wo Grünabfall bei der Abfuhr mit Kosten belegt ist, ist das eine gute Möglichkeit Geld zu sparen.
Pflege und Wartung
Bei der Pflege von Benzinrasenmähern sind einige Punkte zu beachten [siehe hierzu auch unseren Wartungs-Beitrag]: Nach jedem Mähen sollten Grasreste unter dem Mähdeck entfernt werden. Vor jedem Arbeiten im Gefahrenbereich des Messers ist unbedingt der Zündkerzenstecker abzuziehen! Lüftungsschlitze sollten immer offen gehalten werden, damit der Motor genug Sauerstoff bekommt und die für den Transport des Grases in den Fangsack benötigte Luft ausreichend zur Verfügung steht.
Auch ein modernes Auto muss heute laut Scheckheft noch mindestens einmal im Jahr in die Inspektion. Und so sollten Sie es auch mit ihrem Benzinrasenmäher halten: Spendieren Sie ihm jährlich einen Ölwechsel, eine neue Zündkerze, einen neuen Luftfilter sowie ein scharfes Messer, und er wird es Ihnen mit einer langen Lebensdauer danken.
Die allerbeste Zeit für die jährliche Inspektion ist nach dem letzten Schnitt: Auch die Winterzeit eignet sich dafür. Dagegen ist der Frühling die ungünstigste Zeit. Im Herbst und Winter hat Ihr Fachhändler nämlich Zeit und kann die Inspektion schneller, gründlicher und meist auch kostengünstiger ausführen, als wenn im Frühjahr auf einmal allen am ersten sonnigen Wochenende einfällt, dass ihr Rasenmäher ja unbedingt in die Inspektion muss.
Um Ärger vorzubeugen, sollte der Leistungsumfang einer Inspektion gemeinsam besprochen und der Kostenrahmen abgesteckt werden: Gute Werkstätten halten sich daran und holen vorher telefonisch das Einverständnis des Kunden ein, wenn sich bei den Arbeiten größere, nicht erkennbare Mängel zeigen, die den vereinbarten Kostenrahmen sprengen.